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AUSSTELLUNG – PATRICK FABIAN PANETTA "SO FAR..."

11. Januar 2020, 16 – 20 Uhr

 

An Patrick Fabian Panettas Werk scheitern die gängigen kunsthistorischen Kategorien. Betrachtet man seine Arbeiten in ihrer Gesamtheit, mögen einem zwar Begriffe wie Minimal Art, Konzept Kunst oder Institutionskritik in den Sinn kommen, aber keine dieser Kategorisierungen beschreibt den Ansatz des Künstlers eindeutig. Vielmehr lässt sich ihre Verwandtschaft darauf zurückführen, dass sie als eine Art Bestandsaufnahme des Kunstsystems aufgefasst werden können, denn Panetta untersucht auf formaler und inhaltlicher Ebene was die Kunst im 21. Jahrhundert noch leisten kann. Die Spielarten von Gegenstandslosigkeit und Abstraktion scheinen schließlich ausgeschöpft, die Grenzen der traditionellen Medien ausgelotet und gesprengt und jeglicher institutionskritische Ansatz in Affirmation umgemünzt. Die Moderne Utopie von der gesellschaftsverändernden, höheren Kraft der Kunst wurde längst als ebendiese entlarvt und der Neokapitalismus hat in der Digitalisierung eine Komplizin von unschätzbarem Wert gefunden, mit deren Hilfe unsere Lebenswelt bis in den letzten Winkel kommodifiziert wird. Was kann die Kunst also noch in einer Welt bewirken, in der schlussendlich alles zur Ware wird?

Diese Frage und über die Jahre gesammelten Einsichten sind Ausgangspunkt und Grundlage für Panettas fortwährende, intensive Auseinandersetzung mit dem „System Kunst“, die in seinen Werken allgegenwärtig ist. Folglich lassen sich viele seiner Arbeiten am ehesten in die Tradition der Institutionskritik stellen, befassen sie sich zudem oftmals mit den Akteuren und Institutionen des Kunstbetriebs. Eigentlich handelt es sich aber viel eher um ein systemkritisches Werk, dessen Fokussierung auf den Kunstbetrieb vordergründig der Tatsache geschuldet ist, dass der Künstler mit eben diesem System alltäglich konfrontiert wird. Ein Subsystem, an dem sich zahlreiche Mechanismen und Funktionsweisen unserer neokapitalistischen Wirtschaftsordnung und den damit zusammenhängenden Machtverhältnissen manifestieren und in dem Algorithmen und digitale Daten zu bestimmenden Faktoren geworden sind. Auch die Bedeutungs- und Wertproduktion von Kunst bleiben von dieser Einflussnahme nicht verschont, sondern sind in hohem Maße betroffen. Im Hinblick auf den Kunstbetrieb lässt sich somit die Frage stellen, ob der digitale Raum die Produktion, Präsentation und Rezeption von Kunst vollends vereinnahmen wird? Denn der digitale Raum und die in ihm erzeugten Daten sind auch innerhalb der Repräsentationssysteme von Kunst zu bestimmenden Akteuren geworden. Wird die Kunst es also schaffen, sich ihrer selbst zu bemächtigen und eine ‚humanistisch‘ geprägte Kunstproduktion, -präsentation und -rezeption unsere Zukunft prägen oder auf Algorithmen basierende Systeme, die von Industrie und Wirtschaft gesteuert werden?

Während seines Aufenthalts in der Künstlerresidenz des Kunstvereins Global Forest hat Patrick Fabian Panetta neue Arbeiten entwickelt, die sich mit den dargelegten Thematiken befassen und die er nun in der Ausstellung "SO FAR..." präsentieren wird.

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