neoclassicalreflections.jpg

AUSSTELLUNG – ANNA HABRUK „NEOCLASSICAL REFLECTIONS“ 

Ausstellungseröffnung: 18. November 2022, 18 Uhr
Künstlergespräch: 19 Uhr
Ausstellungsdauer: 18. - 30. November 2022

Besuchstermine nach vorheriger Vereinbahrung unter: info@global-forest.com

Zahlreiche Stücke der Klassischen Musik kennen wir, ohne uns dessen bewusst zu sein. Sie gehören wie selbstverständlich zu unserem kulturellen Gedächtnis. Seit unserer Kindheit sind wir ihnen immer wieder als Filmmusik, z.B. in Produktionen der Walt Disney Studios begegnet. Wir hören Klassische Musik im Radio, beim Autofahren oder beim Einkaufen ganz nebenher. Tchaikovskys Nussknacker jagt alle Jahre wieder in der Vorweihnachtszeit quer über die Bühnen und schallt fast so verlässlich wie Last Christmas aus den Radios. Es erscheint auf youtube fast natürlich, Chopins Nocturne gehöre als zu van Goghs Sternennacht – oder umgekehrt – und wird in Polánskis Der Pianist (2002) von Adien Brody im Bombenhagel eindrücklich dargeboten. Mozarts mythenumwobene Komposition Requiem – Lacrimosa ist – schenken wir dem Kritiker E.T.A. Hoffmann Glauben – der Inbegriff romantischer Gedenkmusik und erfreut sich auch in der Filmmusik ungebrochener Beliebtheit, so in der durchaus heterogenen Auswahl Eyes Wide Shut, The Big Lebowski, Der König der Löwen und X-Men 2.

Ist Klassische Musik neben festlichen Konzerten in Abendgarderobe all das? Wie und wo sollte und kann Klassische Musik wahrgenommen werden. Wie kann man Musik, die man ohnehin kennt, ohne sich jemals ausdrücklich mit ihr beschäftigt zu haben, „neu hören“? Wie können wir kommerziell vorgeprägte Bilder zu dieser Musik subjektiv erneuern?

Anna Habruk, Konzertpianistin und Neoklassische Komponistin aus Charkiw/ Kiew, die sich auch als kulturelle Vermittlerin für Klassische Musik versteht, hat sich im Rahmen ihrer Künstlerresidenz genau diese Fragen gestellt. Ganz bewusst wählte sie fünf weithin bekannte Stücke aus und schrieb sie von einem emotionalen Zugang zur Musik ausgehend um. Sie arrangierte dabei die zentralen Melodien in eigenen Variationen neu. Ihr Vorgehen ähnelt dabei dem Partiturspiel, wenn Pianist*innen die wesentlichen Teile einer Orchesterpartitur wiedergeben, und geht zugleich weit darüber hinaus, denn sie setzt eigene Schwerpunkte, komponiert hinzu und verzichtet auf anderes völlig. Das Ergebnis sind subjektive Kondensate, die uns stellvertretend für das Original dazu einladen genau hinzuhören. Sie einen frischen Zugang ermöglichen und Gelegenheit bieten, klanglichen Spuren nachzuspüren.

Als Rahmen für die Neoclassical Reflections ist eine raumgreifende Klanginstallation bestehend aus fünf Klang-Würfeln entstanden. In jedem Würfel ist jeweils ein Werk von Bach, Chopin, Dvorak, Mozart und Tchaikovsky mal stehend, mal schwingend, mal alleine, zusammen oder liegend hör- und erfahrbar. Dieses ungewöhnliche und skulpturale Setting soll dazu beitragen, zwischen dem quasi privaten Raum der Würfel auf sich selbst zu konzentrieren, während der Ausstellungsraum auch dem Austausch dient.

Werkliste:
Variationen von Anna Habruk nach:
Bach, Cembalokonzerte no.1 (Teil 1) (1738)
Chopin, Nocturne, op.9 #1 (1827-1846)
Dvořák, Symphony #9 “Aus der neuen Welt“ (Uraufführung 1894)
Mozart, Requiem – Lacrimosa (1791)
Tchaikovsky, die Nussknacker Suite, op. 71.a (Uraufführung 1892)


Die Künstlerresidenz von Anna Habruk wird durch die großzügige Unterstützung der Stiftung Kunstfonds / die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, des Goethe Instituts, der Stadt St. Georgen und dem Regierungspräsidium Freiburg ermöglicht. Die Vermittlungsplattform für Kulturschaffende des Goethe-Instituts in Kooperation mit der internationalen NGO Artists at Risk ist Teil eines umfassenden Maßnahmepakets für welches das Auswärtige Amt Mittel aus dem Ergänzungshaushalt 2022 zur Abmilderung der Folgen des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine bereitstellt.


--Englisch--

EXHIBITION – ANNA HABRUK „NEOCLASSICAL REFLECTIONS“ 

Opening: 18. November 2022, 6 pm
Artist Talk: 7 pm
Duration of Exhibition: 18. - 30. November 2022

Visiting appointments by prior arrangement at: info@global-forest.com

Many pieces of classical music we know without being aware of them. They belong to our cultural memory. Since our childhood, we have encountered them repeatedly as film music, e.g. in productions by Walt Disney Studios. Classical music accompanies us on the radio, while driving or while shopping almost incidentally. Before Christmas Tchaikovsky's Nutcracker chases across the stages every year and resounds as reliably as Last Christmas from the radios. On youtube, it seems almost natural that Chopin's Nocturne belongs to van Gogh's The Starry Night - or vice versa - and is impressively performed by Adien Brody in Polánski's The Pianist (2002) in a hail of bombs. Mozart's mythical composition Requiem - Lacrimosa is - if we believe the critic E.T.A. Hoffmann - the epitome of romantic memorial music and enjoys unbroken popularity in film music, for example in the thoroughly heterogeneous selection Eyes Wide Shut, The Big Lebowski, The Lion King and X-Men 2.

Apart from concerts in the festive evening dress, is classical music all that? How and where should and can classical music be perceived? How can we "re-listen" to music that we know anyways without ever having explicitly engaged with it? How can we subjectively renew commercially preconceived images of this music?

Anna Habruk, concert pianist and neoclassical composer from Kharkiv/Kyiv, who sees herself as a cultural mediator for classical music just as well, asked herself precisely these questions during her artist residency. She deliberately chose five well-known pieces and rewrote them with an emotional approach to music. In doing so, she rearranged the central melodies in her own variations. Thus, her approach is similar to playing a score (when one pianist alone plays the essential parts of an orchestral score) and at the same time goes far beyond this, as Habruk sets her own emphases, adds her own compositions, and leaves other parts out completely. The result is a subjective condensation that invites us to listen carefully. Her compositions allow a fresh approach and offer the opportunity to follow known acoustic traces. 

Neoclassical Reflections is an expansive sound installation consisting of five sound cubes. In each cube, one work by Bach, Chopin, Dvorak, Mozart, and Tchaikovsky can be heard and experienced while standing up straight, swinging, alone, together, or while lying down. This unusual and sculptural setting is intended to help people concentrate on themselves in the quasi-private space of the cubes, while the exhibition space serves to exchange stories on this experience.

List of works:
Variations by Anna Habruk after:
Bach, Kexboard concertos no.1 (1part) (1738)
Chopin, Nocturne, op.9 #1 (1827-1846)
Dvořák, Symphony #9 “New World Symphony“ (Premiere 1894)
Mozart, Requiem – Lacrimosa (1791)
Tchaikovsky, The Nutcracker Suite, op. 71.a (Premiere 1892)


The residency is generously funded by Stiftung Kunstfonds/ Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Goethe Institut, the city of St. Georgen, and Regierungspräsidium Freiburg. The Goethe-Institut's matching platform for cultural professionals in cooperation with the international NGO Artists at Risk is part of a comprehensive package of measures for which the Federal Foreign Office is providing funds from the 2022 supplementary budget to mitigate the consequences of the Russian war of aggression against Ukraine.

AUCH INTERESSANT