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AUSSTELLUNG – PAUL SOCHACKI "SOUL OF THE DESERT"

Ausstellungseröffnung: 02. November, 15:00 – 22:00 Uhr;
 Laufzeit: 02. – 30. November 2019;
 Öffnungszeiten nach Vereinbarung

In der Ausstellung SOUL OF THE DESERT präsentiert Paul Sochacki neue Arbeiten, die im Rahmen seines dreimonatigen Residenzaufenthalts bei Global Forest entstanden sind.

Titelgebend für die Ausstellung SOUL OF THE DESERT von Paul Sochacki ist ein Bild, auf dem ein Schneemann zu sehen ist, der in einer Wüstenlandschaft genüsslich ein Eis schleckt. Schon das Setting irritiert. Wie kann es sein, dass weder der Schneemann noch das Eis in der Hitze der Wüste schmelzen, in der sonst augenscheinlich nur noch ein paar ausgedorrte kahle Äste ihr trostloses Dasein fristen? Ist der Schneemann vielleicht die Personifikation des Menschen, der selbstgerecht immerzu dem nachgeht, was ihn gelüstet, im vollen Bewusstsein darüber, was für ökologische Folgen das für unsere Umwelt und die natürlichen Ressourcen, wie z.B. Wasser, hat? Für den zu jederzeit alles verfügbar sein muss, wie es sich bei dem Schneemann zeigt, der das gesamte Wasser in sich aufgesogen hat, offensichtlich problemlos in der Wüste „überleben“ kann und dazu noch ganz dekadent ein Eis verspeist?

Ähnliche Fragen wirft das Bild ohne Titel auf. Abgebildet sind ein Kuckuck und ein Specht, die neben den üblichen Beinchen und Flügeln auch Arme besitzen, an die Schraubenzieher ähnliche Werkzeug-Hände anschließen. Die Vögel stehen vor einer Holzkonstruktion, auf der sich ein Vogelnest mit einem überdimensionierten Ei befindet. Das Ei scheint etwas wertvolles in sich zu bergen, denn mittig hat es ein Schloss. Nun erklären sich auch die Werkzeug-Hände vom Kuckuck und vom Specht, deren Ziel es ganz offensichtlich ist, das Ei zu knacken. Aber was könnte sich in dem Ei verbergen? Ein Geheimnis oder sogar ein Schatz? Und stehen auch die beiden Vögel, wie schon der Schneemann, für den Menschen? Denn gemein ist doch jedem noch so primitiven Werkzeug und jeder noch so komplexen Technologie, dass sie Erweiterungen unseres menschlichen Körpers sind und unsere Fähigkeiten verfeinern, stärken und replizieren. Somit sind bereits die primitivsten Werkzeuge menschheitsgeschichtlich die Vorboten jener Technologien, die heutzutage unser alltägliches Leben auf nicht zu unterschätzende Weise bestimmen. Unweigerlich kommt einem auch die noch immer ungelöste Frage in den Kopf, was denn wohl zuerst da war, das Ei oder in dem Fall der Kuckuck bzw. der Specht? Eine durchaus existentielle Frage, die der Mensch wohl eines Tages mit Hilfe von ausgereiften Technologien beantworten wird.

In Erkenntnis und Interesse ist Auguste Rodins Meisterwerk Der Denker zu sehen, der aber nicht wie gewohnt auf einem Felsbrocken sitzt, sondern auf einer Staffelei. Während Rodins Denker "nur" über das Tun und Schicksal des Menschen nachsinnt, scheint Sochackis Denker zudem noch über den Status der Malerei nachzudenken. Oder ist es sogar möglich, dass der Künstler sich hier selber porträtiert hat, wie er tief in Gedanken versunken, die Existenzbedingungen der Malerei reflektiert?

Wir sehen, dass Paul Sochackis Bilder eher Fragen aufwerfen, als dass sie Antworten geben. Der Künstler möchte keinen moralischen Zeigefinger erheben, sondern viel eher den Betrachter auffordern, seinen eigenen Gedanken und Assoziationen nachzugehen.

 

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